Amazon ist dafür bekannt, neue Technologien voranzutreiben. Spätestens das Drohnen-Projekt Amazon Prime Air stellte das erneut unter Beweis. Nun sorgt ein neues Patent des Online-Händlers für Furore: Die Versandprozess soll bereits dann anlaufen, bevor der Kunde überhaupt auf „kaufen“ klickt. Was hat es damit auf sich?
Die neue Technologie soll eine weitere Maßnahme sein, um Versandzeiten deutlich zu verkürzen. „Anticipatory Shipping“ – vorausschauender Versand – nennt Amazon diese Technik, die von The Wall Street Journal beleuchtet wurde. Dabei werden die Artikel, die ein Kunde mit hoher Wahrscheinlichkeit kaufen könnte, in ein Versandlager in seiner Nähe platziert, um dann möglichst schnell zugestellt werden zu können. Dieser Idee liegt ein entscheidender Faktor zugrunde: Je länger man auf sein Paket warten muss, desto unwahrscheinlicher ist es, dass man wirklich im Internet kauft.
Prinzipiell ist der Ansatz gut. Lange Lieferzeiten sind fast genauso nervig wie der Moment, wenn der Postbote vor der Tür steht und man nicht da ist. Amazon will also einen der Hauptstörpunkte im Online-Handel bekämpfen. Da wird also die Bestellung verpackt und auf einen Lieferwagen geladen, noch bevor der Kunde den Bestellvorgang abgeschlossen hat. Doch woher kann der Online-Händler wissen, was der Kunde – wenn auch nur wahrscheinlich – kaufen will?
Datenauswertung und superschnelle Lieferung
Amazon greift dabei in die Datenkiste: Bisherige Nutzerbestellungen, Wunschlisten und Produktsuchen gehören zu den Faktoren, die Amazon in der neuen Technik berücksichtigen will. Schon jetzt dürfte dem Kunden auffallen, dass Amazon immer wieder Artikel empfiehlt, die man sich einmal angesehen hat oder ähnlich zu einem bereits gekauften Artikel sind. Auch die bekannte „Wird oft zusammen gekauft“-Anzeige ist damit vergleichbar. Amazon weiß bereits schon recht genau über das Kaufverhalten der Menschen Bescheid und nutzt die gesammelten Daten, um Produktempfehlungen auszusprechen.
Die Lieferung vor der Bestellung ist im Grunde eine logische Entwicklung dieser Technologie. Warum nicht die Ware, die gekauft werden könnte, gleich in Kundennähe bringen? Wird das Produkt nun wirklich gekauft, muss der Kunde nicht so lange warten. Eine gute Idee, die wahrscheinlich eine noch größere Auswertung der eigenen Daten mit sich bringen wird. Und das könnte wiederum einigen Online-Shoppern Kopfschmerzen bereiten.